Die Raiffeisen-Volksbank Ries fußt auf vielen kleinen Rieser Dorf-Genossenschaften. Diese wurden großteils in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet. Die erste Genossenschaft entstand in Nördlingen.
Eine Bank zu gründen - diese Idee stammte von Ernst Rohmer (1818 bis 1897). Er war ab 1852 Geschäftsleiter der C.H.Beck'schen Buchhandlung in Nördlingen, ein aktiver, politisch und sozial engagierter Mann. Als Buchhändler, Journalist und Verleger hatte er wahrscheinlich schon früh von den Aktivitäten der Herren Schulze-Delitzsch und Raiffeisen gehört und gelesen. Und als Herausgeber des Nördlinger Anzeigenblatts hatte Ernst Rohmer einigen Einfluss, platzierte engagierte Berichte und veröffentlichte kritische Kommentare zu wirtschaftlichen und politischen Themen. Ein richtiger "Macher" aus Nördlingen!
Am 4. März 1874 wurde unter seiner Federführung die Gewerbebank Nördlingen im Sixen-Saal gegründet. Im Protokoll der Sitzung heißt es: "Die gegenseitige Haftpflicht der Mitglieder mit dem ganzen Vermögen ist es, welche die Sicherheit des Vereins begründet." Jedes Mitglied hatte ein hohes Interesse daran, dass es der Genossenschaft gut geht, denn jeder haftete mit seinem Vermögen. Erstmals im Ries wurden die Grundprinzipien von Raiffeisen - Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung - umgesetzt.
Die Gewerbebank Nördlingen war die Initialzündung: Ende des 19. Jahrhunderts entstanden im Ries viele eigenständige Genossenschaften. Zu den ältesten zählen die Genossenschaften von Alerheim (1883), Löpsingen (1884), Hohenaltheim, Nähermemmingen und Bühl (alle 1885). Oft waren es weitsichtige Pfarrer, die die Gründungen anregten. Sie kannten die Not der Landbevölkerung genau. Und oft übernahmen die Geistlichen Verantwortung als Vorstände und Aufsichtsräte. -zub-